«Dinu» von Regisseur Simon Aeby, der auch erfolgreich Gottfried Kellers «Das Fähnlein der sieben Aufrechten» verfilmte, hat eine helvetische Variation des Box-Epos «Rocky» produziert und erweist sich verblüffenderweise als fast genauso spannend, wie das amerikanische Vorbild. Vorallem Jonathan Loosli, der den Simmentaler Schwinger und Kleinbauernsohn Dinu verkörpert, ist eine Wucht und trägt die Geschichte vom jungen Dinu Hediger, der den verschuldeten Hof seines Vaters retten will und zugleich vom grossen Sport träumt. Am Eidgenössische schafft er es sogar in den Schlussgang, verliert diesen und wird dennoch glücklich, weil er in der zugezogenen deutschen Tierärztin Laura (Hannah Binder) seine Liebe findet. Grossartig auch die Darstellung von Dinus Vater, welcher von Peter Freiburghaus, der männlichen Hälfte des «Duo Fischbach» gespielt wird. Eine knorrige und verknorzte Figur, die aber auch ihre liebevollen Facetten hat und sich letztlich als weit schlauer als vermutet herausstellt.
Das wichtigste Leitmotiv des Films ist der Wolf, der ums Weidgebiet von Dinus Hof streift. Er verbindet Dinu und Laura, beide auf ihre Art einsame Wölfe, symbolisiert zugleich die Jagdlust, aber auch die Sensibilität der Hauptfigur. Dinu wird gerade auch durch seine instiktive Verbundenheit zum Wolf als Individuum erkennbar, ist aber als Schwinger und Bauer nichtsdestotrotz ein vollwertiges Mitglied einer ländlichen Gesellschaft, die ihrerseits von Widersprüchen geprägt ist. Die Anleihen an Sylvester Stallones «Rocky» sind dabei offensichtlich: Ein Talent wird entdeckt, durch ein privates Ereignis motiviert, die hoffnungsvolle Karriere danach scheinbar entscheidend geknickt, hartes Schinden bringt den Helden wieder heran, schliesslich die ehrenvolle Niederlage, die Umarmung der Geliebten und die Aussicht auf eine schönere Zukunft. Aeby erbringt den Beweis, dass sich das Schwingen für solche kämpferischen Storys eignet und sich seine Duelle packend inszenieren lassen. Jetzt hat also auch die Schweiz ihren Rocky!